9 Thesen zur Ethikkommission des DFB

von Prof. Dr. Harald Lange

1) Die aktuelle Diskussion um die Wahlen, Rücktritte und Machtkämpfe in und im Umfeld der DFB-Ethikkommission verlangen nach einer Erörterung um den Sinn und Zweck, aber auch um die Kompetenz und Unabhängigkeit dieser Kommission!

2) Die Ethikkommission des DFB war aufgrund des Führungsproblems im Deutschen Fußball als vermeintliche Metainstanz von Monat zu Monat immer wichtiger geworden. Die vielen Anzeigen, Ermittlungen und Verfahren, auch zu den zentralen Führungsfiguren (z.B. Rainer Koch), haben dazu beigetragen, die Kommission und deren Mitglieder zum Spielball unterschiedlicher Machtinteressen werden zu lassen. So gesehen ist deren Selbstauflösung zu begrüßen!

3) Der Machtkampf innerhalb der Kommission um den Vorsitz irritiert und befremdet. So gesehen waren die Rücktritte der Wahlverlierer konsequent. Wenn ethische Deutungskompetenz und Machtinteressen unter einem Hut zusammen kommen, würde sich das System ad absurdum führen!

4) Innerhalb der Führungsetagen des Deutschen Fußballs (insbesondere DFL und DFB) braucht es dringend eine neue (transparente) Führungskultur, in die auch die neue Ethikkommission (samt eines neuen Rollenverständnisses) einbezogen werden muss!

5) Ethische Maßstäbe müssen die bisherigen handlungsleitenden Maßstäbe (Geld & Macht) in der kompletten Verbandsarbeit, aber insbesondere in den Machtzentren der DFL und des DFB  ablösen oder zumindest erden!

6) Die Basis des Fußballs (Fans & Vereine) muss weitaus stärker und verbindlicher einbezogen werden. Wir brauchen eine ernstzunehmende Debatte um die Frage welchen Fußball wir wollen (vor allem auch in ethischer Hinsicht)!

7) Die Verdachtsberichterstattung im Falle der Selbstauflösung der Ethikkommission kam viel zu früh an ihre Grenzen und versäumt es das Thema differenziert zu hinterfragen!

8) Unser Wissen um die tatsächlichen Hintergründe kann sich nicht allein auf die Qualität und Redlichkeit durchgesteckter Nachrichten verlassen. Dieses Instrument der „heimlichen Pressekonferenz“ begleitet die Chefetagen des Deutschen Fußballs seit Monaten und ist letztlich das Steuerungsinstrument derjenigen, die diese Infos durchstecken (um ihre Ziele zu erreichen)! Das diese Praxis inzwischen auch die Sphären der Ethikkommission erreicht hat, ist ein absolutes Alarmsignal!

9) Die neue Vorsitzende der DFB-Ethikkommission hat es in der Hand in diesem Sinne neue Impulse zu setzen und durch strukturelle Entscheidungen zu mehr Basisarbeit beizutragen! Um Fragen nach dem „guten“ Fußball beantworten zu können, sind das ethische Gespür und die Stimme der Basis unverzichtbar!